Honningsvag bis Kirkenes

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56.Tag: Samstag 25.06.16

Von Honningsvag bis 70°37,3N 030°34,4E

0740 UTC

Nach dem Ablegen sind wir in der Bucht nach hinten gefahren (Hafenkapitän hat uns Tankstelle verraten), nicht gleich gefunden. Dann dort wo wir glaubten, gefragt. Hat so getan, als wenn es OK ist und er gleich kommt. Halbe Stunde gewartet, nicht gekommen. Haben noch 300 Liter, werden beim Weiterfahren keine Probleme bekommen. Honningsvag ist halt ausgelegt auf Riesenschiffe und Fischer, Segler werden eher nebenher behandelt.

0750 UTC

Nachdem wir keinen Sprit bekommen haben, sind wir noch unentschlossener ob nach Kirkenes oder doch zurück mal nach Gjesvaer. Zeitplan noch mal im Kopf gewälzt, Die Für und Wider abgewogen mit der Wasserwaage, eine Abstimmung gemacht, ohne Wahlanfechtung, danach haben wir noch Runen-Steine geworfen und fast Kaffeesud gelesen. Dann haben wir uns entschlossen: "wir fahren nach Kirkenes". Mal sehen, was kommt, ob's mit den Häfen besser wird oder schlechter.

1135 UTC

Wind hat aufgefrischt, können mal probieren ob es genug zum Segeln ist. Vorsegel raus und vor dem Wind mal eine Probe.

1200 UTC

Läuft recht schön zwischen 5 und 6kn dahin. Endlich wieder einmal ein schönes Dahingleiten und nicht dauernd die Maschine. Das macht wieder mal Spaß.

1310 UTC

Wind wieder abgeflaut, Maschine muss wieder herhalten. Vor uns schaut es nach Regen aus. Haben noch eine Stunde bis zur Kursänderung, werden sehen, was der Wind dann weitermacht.

1405 UTC

Wir stehen nördlich von Nordkyn, dem nördlichsten Kap Festlandeuropas, erste starke Kursänderung um die Halbinseln. Nebel und was für eine Nebelsuppe. Radar ist aufgedreht, Navilichter natürlich auch. Sicht ca. 2Kbl. Nett. Trotzdem schaut es von oben her so aus, als ob die Sonne durchkommen will. Wird sicher wieder so schnell weg gehen, wie er gekommen ist.

1535 UTC

Nächste Kursänderung, zum Nebel ist noch Nieseln dazugekommen. Man sieht nichts, Gott sei Dank gibt es Radar usw. Mal sehen, ob wir auch noch mit Schallzeichen anfangen müssen. Noch sieht man gerade noch weit genug, wenn einer kommt.

2000 UTC

Haben gerade im Nebel eine Begegnung (eh weiter weg) mit dem Schiff "Trollfjord" der Hurtigrute. Das Schiff, wo Wickerl gerade von Kirkenes zurückfährt. Ich winke und schreib noch ein SMS mit Wünschen für eine gute Heimkehr. Screenshot ist auch gemacht, als Andenken für ihn.

2200 UTC

Der Nebel hat sich jetzt endlich gelichtet, ist nur mehr sehr diesig. Der Wind ist zum Motoren zu viel und zum Segeln zu wenig.

2300 UTC

Endlich hat der Wind wieder ein bisschen aufgefrischt, die Welle von achtern mit Motor ist sehr rollend. Also Segel raus, bin ein bisschen aus dem Kurs gefahren, damit das Segel besser hält. Mal sehen wie lang und vor allem wie gut es geht. Allerdings jede Minute ohne Maschine ist eine Wohltat.

 

57.Tag: Sonntag 26.06.16

Von 70°37,3N 030°34,4E bis Kirkenes

0100 UTC

Das war’s mit dem schönen Segeln, der Wind wieder abgeflaut und das Segel hat nur mehr geschlagen. Fahrt auf 4kn. Windkarten wieder mal recht gehabt. Leider auch mit dem Regen, alles Nass, "Pffffff"

0320 UTC

Wegen des Nebels kann ich die Vogelinsel bei Vardö zwar nicht sehen, das Schiff ist aber wieder mal von Vogelschwärmen umringt, vor allem sehr viele Papageientaucher. Schade, dass das Wetter so mies ist.

0435 UTC

Hab die Inseln außen umrundet und schon gemerkt. dass der Wind etwas zulegt. Die 4-5Bft. waren allerdings nicht vorhergesagt. Also Fock raus und das Konto der Seemeilen unter Segel etwas auffüllen.

Artic Blau0700 UTC

Hab zuerst ganz ausgerefft und dann doch weggerollt, da wir auf 3,5kn Fahrt gefallen sind. Wind hat wieder stark abgeflaut. Der Nebel ist ja endlich weg und im Norden gibt es auch schon die ersten Wolkenlücken wo wieder dieses fantastische Blau zu sehen ist.

 

Zu den Bildern der Fahrt

 

1145 UTC

Nach Funkkontakt mit Portcontrol an dem einzigen kleinen, dafür zentral gelegenen Schwimmponton in Kirkenes angelegt. Die Sonne ist endlich herausgekommen und der Norden macht wieder viel Spaß. Vom Hafenkapitän wurden wir auch informiert, dass es auf diesem Steg leider keinen Strom gibt. Dieser Ponton wird aber auch von einer „Bootssafari“ - Firma für ihre Powerschlauchboote benützt. Wir sahen, dass eines der Boote doch von der Hütte der Firma aus mit Strom versorgt wird. Als das zweite Boot von einer Rundfahrt zurück kam fragte ich den Skipper kurzerhand, ob wir vielleicht auch den Stromanschluss nutzen könnten. Wir dürften als Österreicher so weit im Norden wieder mal als was besonderes gegolten haben, denn es wurde nicht nur der Stromanschluss sofort zugesagt, sondern wir wurden auch gleich gefragt, ob wir denn auch ein ausreichend langes Kabel haben oder uns „ausgeholfen“ werden soll.

1800 UTC

Es hat nicht lange gedauert, als wir von drei jungen Leuten aus Horn angesprochen wurden, ob wir tatsächlich aus Österreich kommen. Wie sich herausgestellt hat, war eine der beiden jungen Frauen für ein Jahr als Au-Pair bei norwegischen Familien und wurde von dem Paar jetzt „zurück nach Hause“ begleitet. Bei weiterem Geplauder hat sich zusätzlich noch herausgestellt, dass Jene, die als Au-Pair gearbeitet hat, in derselben HTL maturiert hat, die auch mein Mann vor vielen, vielen Jahren besucht hat. Die Welt ist manchmal schon sehr klein. Als Tagesabschluss haben wir wieder unseren üblichen informellen Rundgang gemacht. Irgendwie hat Kirkenes aber „wie ausgestorben“ auf uns gewirkt. Außer den drei „Hornern“, die uns jetzt auch noch über das freie Internet des Ortes informiert haben, haben wir kaum jemanden auf der Strasse gesehen.

 

58.Tag: Montag 27.06.16

Hafentag in Kirkenes

Sind erst spät raus, offensichtlich hat sich unser Körper noch immer nicht daran gewöhnt, auch bei permanentem Tageslicht im Schlaf ausreichend Erholung zu finden. Sind zur Touristeninfo, die heute den ersten Tag geöffnet hatte, gegangen. Der junge Mann war sehr bemüht, obwohl er sicher noch kaum Erfahrung in dieser Branche hatte. Für den Besuch des Museums und der „Andersgrotta“ war es heute sowieso schon zu spät, also haben wir nur einen großen Rundgang gemacht. Heute hat der Ort „gelebt“, war also gestern offensichtlich nur die große Sonntagsruhe.

 

59.Tag: Dienstag 28.06.16

Hafentag in Kirkenes

kirkenes andrasgrotteWaren heute die einzigen Besucher der „Andersgrotta“ und erhielten somit quasi eine Privatführung. Die Dame sprach ausgezeichnet Deutsch, was kein Wunder war, denn sie stammt aus Deutschland. Wir haben wieder sehr viel über die Auswirkungen des WK II hier in Norwegen gehört. Die „Andersgrotta“ wurde von Minenarbeitern in kurzer Zeit als Schutzraum für die Bevölkerung in den Fels gesprengt. Nach einem steilen Abgang und einem langen Gang gibt es einen recht großen Raum, wo sich die Bevölkerung bei Fliegeralarm in Sicherheit bringen konnte. Über einen einzigen Luftschacht wurde für Frischluft gesorgt. Auch das Grenzlandmuseum, welches wir im Anschluss besucht haben, war sehr aufschlussreich. Neben den schlimmen Auswirkungen durch die komplette Zerstörung des Ortes durch die abziehenden deutschen Truppen war auch der langsame Wiederaufbau sehr gut dokumentiert. Zusätzlich gab es auch eine gute Ausstellung über den Magnethitabbau bei Kirkenes. Pünktlich vor dem neuerlich einsetzenden Regen waren wir dann wieder am Schiff.

 

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