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Fahrt Portosin bis Brest

 

116.Tag: Samstag 04.07.15

Von Portosin bis 43°22,6N 009°11,6W

1100 UTC

Endlich, wir legen ab, voll Tatendrang, noch mal die Gribdaten runtergeladen, dem Richard zum 70ten Geburtstag gratuliert, die letzten Mails versandt. Auf hinaus in die Biskaya, Leinen los. Natürlich, die Logge geht wieder mal nicht. Also herumprobieren, ausbauen. Blödes Ding.

Schieben uns dann mit dem Motor aus der Bucht, werden aber glaub ich bald segeln können.

1200 UTC

Geben auch mal wieder die Rute raus, vielleicht fangen wir ja doch noch einen Fisch.

1300 UTC

Werden segeln probieren, der Wind ist unruhig und auf die Schnauze

1400 UTC

Wir dümpeln oft nur in der Welle herum, nicht mal in die richtige Richtung, werden doch wieder Batterien laden.

1550 UTC

Die Winddaten haben doch recht gehabt, wir haben es versaut. Sind zu spät weggekommen, jetzt haben wir den NW Wind mit 3-4 voll mit Dünung von vorn, Kreuzen ist alles andere als lustig. Werden die paar Meilen hoffentlich noch gut durchkommen.

1835 UTC

Wind schlagartig fast weg, nur noch 1-2Bft., also wieder Batterien laden. Bei so wenig Wind, noch dazu von vorn, muss die Eiserne arbeiten.

 

117.Tag: Sonntag 05.07.15

Von 43°22,6N 009°11,6W bis 45°19,0N 007°52,0W

0015 UTC

Morgenstund' hat ja bekanntlich Gold im Mund, also hab ich gleich mit einer kleinen "Reparatur" begonnen. Es ist uns schon untertags aufgefallen, dass der Abfluss von einem Abwaschbecken ziemlich verlegt sein muss, da das Wasser nur sehr seeeeehr langsam abgeflossen ist. Als ich Kaffee kochen wollte, ging dann gar nichts mehr. Dank unseres super Stauprogrammes hab ich auch die Feder (die normalerweise zum Kabeldurchziehen verwendet wird) gefunden und im Nu war der Abfluss durchgeputzt.

0200 UTC

Nächtlicher (morgendlicher) Besuch von Delfinen. Eine große Schule, von so verspielten kleinen Delfinen, ist lange neben dem Boot im Mondschein mitgeschwommen, das noch dazu im U-Boot Übungsgebiet. Na hoffentlich haben die da Eintritt. Ein Supergefühl jedes Mal, wenn die lustigen Kerlchen ein Stück mitschwimmen, man hat dann das Gefühl, dass alles in Ordnung ist.

0400 UTC

Langsam fangt ein Wind aus W an sich zu rühren, bis zu 2Bft, lt. Vorhersage könnten wir 3-4 bekommen. Also ruhig ist mir die Biskaya auch lieber als wenn 7-8 oder noch mehr ist. Mal sehen, ob die Wetterdaten bis England oder nur bis Brest halten. Haben uns beide Optionen ja noch frei gehalten. Soll ja ein Tief hereinkommen und -40kn in den Böen aus W bis NW bringen.

005 portosin brest

0500 UTC

Die Sonne zeigt ihre ersten Strahlen, nachdem sie Stb voraus ein wunderschönes Morgenrot erzeugt hat, die Navilichter dreh ich ab. Jetzt wird es auch wieder wärmer werden, haben draußen 17°. Mit ein bisschen Wind ist das schon ganz schön frisch.

 

0600 UTC

Hier kommen immer wieder Delfine vorbei, fast wie bei einer Delfinwanderung. Man könnte die ganze Zeit am Bug stehen oder sitzen.

 

0700 UTC

Da dauernd Delfine da sind und immer wieder welche dazu kommen, montiere ich mal die Action-Cam. Versuchte die Stelle an der ich Bugvideos schon ausprobiert habe. Tatsächlich, die lustigen Gesellen spielen mit. Unterwasserformationen mit auftauchen. Hoffentlich ist das Video was geworden. Mal sehen.

1000 UTC

Die Dünung wird höher, auch der Wind geht schon manchmal auf 10kn, Der Verklicker dreht sich aber bei jeder Welle im Kreis. Das ist noch nichts zum Segeln, obwohl der Wind aus der richtigen und angesagten Richtung weht.

1018 UTC

So schnell kann es beim Freiluftsport gehen, Wind hat aufgefrischt, gönnen der Maschine mal eine Pause, hoffentlich hält der Wind.

1200 UTC

Irgendwie unruhig und langsam, von der Lautstärke her sehr angenehm. Bei den höhern Wellen ist das Segel sehr unruhig. Die Ölkontrolle der Maschine und weitere mögliche Checks konnten gemacht werden. Werden sehen, wie lang wir die langsame Fahrt noch durchhalten. Haben noch dazu momentan ca. 1kn Strom dagegen.

1230 UTC

Es ist soweit, das Segel schlägt nur mehr, Wind auf bis 8kn zurückgegangen. Maschine wieder an, warten auf etwas mehr Wind. Haben überlegt, den Gennaker zu setzen, aber bei der Welle dreht sich der Verklicker immer wieder einmal rundum, würde der Gennaker auch schlagen.

1400 UTC

Die Dünung ein bisschen höher geworden, die Richtung ändert sich auch ein wenig. Na ja, zumindest die Sonne scheint und der Motor läuft bis mehr Wind aufkommt.

1600 UTC

Stb achtern kommt ein Medical Schiff auf, fährt hinter uns vorbei. Mal sehen, ob wir ausmachen zu welchem Schiff es fährt. Noch keiner langsamer geworden.

1800 UTC

Strom hat in unsere Richtung gedreht, fahren jetzt über Grund etwas schneller als durchs Wasser. Das Medical Schiff dürfte seinen Einsatzort erreicht haben, denn das AIS Signal war plötzlich weg.

 

118.Tag: Montag 06.07.15

Von 45°19,0N 007°52,0W bis 47°13,4N 006°16,3W

0240 UTC

Haben gerade die Breite unseres Heimathafens Izola überfahren. Ein eigenartiges Gefühl. Da fährt man von wo weg, umrundet zuerst mal einen Stiefel und trifft noch mal auf die Länge, dann umrundet man einen halben Kontinent, trifft auf die Breite. Da kommt wieder mal Heimweh auf. Denk an die schöne Zeit dort, an die Freunde. Immer wieder das sentimentale Zeug, werden sicher zurückkommen.

0400 UTC

Der Mond hat bis jetzt geisterhaft die Nacht erhält, im nördlichen Osten kommt das Morgenrot bereits dazu. Kündigt den neuen Tag an. Völlig allein mitten am Wasser ist das ein Genuss anzusehen. Leider sind heute keine Delfine da, um mit mir den Tag zu begrüßen.

0505 UTC

Die Sonne hat es über den Horizont geschafft und wärmt mit ihren ersten Strahlen. Stb. am Horizont sieht man die Silhouette eines großen Schiffes, sind also doch nicht alleine auf der Biskaya unterwegs.

0600 UTC

Leider ist es mit dem für uns wirkenden Strom aus. Er setzt jetzt wieder gegen uns, macht die ETE natürlich wieder länger.

0820 UTC

Wind ist jetzt so um die 12-13kn, versuchen wieder mal zu segeln. Der Maschinenlärm nervt mit der Zeit. Leider ist die Dünung relativ hoch, so dass das Segel schon sehr unruhig ist.

1015 UTC

Läuft momentan mal besser, mal schlechter, haben allerdings immer über 3kn auf der Logge, manchmal auch über 4. Bei höheren Wellen ist das Segel sehr unruhig. Haben uns die Gribdaten über Satellitentelefon runtergeladen, bleiben bei Brest zum Anlaufen, es kommt Mittwoch stärkerer W Wind drehend auf Nord, noch dazu mit einigem Regen in der Tasche.

Gerade auch ein Pan Pan bekommen. Ein Motorboot wurde verlassen, wie wir verstanden haben. Verständigung war sehr schlecht, 200sm von der Küste, die Koordinaten des Bootes sollen 46°09,7N 004°24W sein. Ist über 100sm von uns weg, gibt sicher schnellere die dort sind. Außerdem nur ein Pan Pan, also dürfte es sich hauptsächlich um das Problem des Bootes handeln.

1200 UTC

Wollte schon ein paar Mal wieder auf Motor gehen, sind auf unter 3kn gefallen, aber dann doch immer wieder gestiegen, noch dazu haben wir ca. 1kn Strom für uns. Ist mit den Segeln, trotz öfterem Einfallen, angenehmer. Laut Gribdaten sollte dann in ca. 3Std etwas mehr Wind kommen. Immer wieder nach dem Motto "Lass dich überraschen"

1230 UTC

Sind zu oft unter 3kn gefallen, der Wind hat doch zu viel nachgelassen, Maschine wieder mal. Laufen jetzt über Grund 6-7kn, da geht’s dahin.

Warten mal auf den 3-5Bft Wind zum Weitersegeln.

1615 UTC

Ein Segler ist auf halbem Wind mit voller Beseglung hinter uns vorbeigefahren, laut AIS 6-7kn Fahrt, hab in beneidet. Der hat die Wellen sicher nicht so stark gespürt wie wir, wenn wir das Segel draußen haben, müssen uns unbedingt anschauen, wie wir das mit dem Ausbaumen machen können. Ist aber sicher was für den Hafen und nicht bei 2m Dünungswellen.

1945 UTC

Obwohl wir angeluvt haben ist es immer noch völlig unruhig und wir fahren dauernd unter 4kn da der Wind meist unter 10kn ist. Der Regen schaut auch schon rüber. Wollen die Einfahrt nach Brest nicht in der Nacht machen. Jetzt hat ETA auch noch Priorität.

2200 UTC

Fahren weiter mit Maschine, wollen noch bei Tageslicht und günstiger Gezeit in Brest einlaufen. Himmel ist schon komplett bedeckt, werden sehen, wann es zu regnen beginnt.

2400 UTC

Noch regnet es nicht

 

119.Tag: Dienstag 07.07.15

Von 47°13,4N 006°16,3W bis Brest

0035 UTC

Wind jetzt mehr, probieren wieder Segeln, sehr böig. Zuerst mal Fock, könnt vielleicht etwas mehr sein, aber Vergrößern ist leichter als reffen.

0200 UTC

Nachdem wir die Genua voll gesetzt haben ist der Wind immer weniger geworden, fallen wir länger wieder unter 3kn, muss die Maschine an. Können ja wieder ausrollen, ist ja ärger als in der Adria.

0400 UTC

Der Wind bleibt auf -3, segeln nur mit voll schlagenden Segeln auf dem Kurs und der Dünung. Die Fahrt ist dadurch auch sehr mäßig, bleiben daher bei der Maschine. Mal schauen, wann der Wind wirklich nach W dreht.

0540 UTC

Der versprochene Westwind ist da! Wollen mal segeln probieren. Böig ist er, hab angefangen beim Segelsetzen mit 16-19kn und jetzt fertig, beim Eintragen, ist er schon wieder auf 10kn. Na werden sehen, ob es doch noch was wird.

0725 UTC

Blitzartig ist eine Frontböe eingefallen. Die Front war so schnell, dass sie schon über uns drüber war, bis wir mit dem Reffen fertig waren - und wir sind darin schon sehr schnell.

0800 UTC

Geht jetzt wieder ganz gut dahin, so hundertprozentig trauen wir dem Frieden aber noch nicht. Werden die letzten 20sm bis zum Einschwenken nach Brest auch noch schaffen.

0934 UTC

Nach einigen Aus- und Einreffmanövern jetzt wieder ganzes Vorsegel gesetzt, mal sehen, ob es so bleibt.

1545 UTC

Der Wind hat sich stark zurückgezogen, nur mehr Dünung. Einfahrt auch nicht gerade üppig breit, daher auf Sicht in den Hafen. War heut sowieso ein wunderschöner Segeltag. Hatte von der Windkarte her auf 3 solche Tage gehofft. Aber besser so, als wenn 7-9 dauernd dabei gewesen wäre. Jetzt nur mehr in die Marina. Hoffentlich so gut wie die Letzte. In Brest ist auch die Kriegsmarine stationiert. Die Kriegsschiffe, die hier Übungen machten, konnten wir schon bewundern. Inklusive der Jagdflieger, die in einer Höhe über uns hinweg geflogen sind, die „klasse“ für uns war. Zuerst durften wir dem Piloten in die Augen schauen und danach bekamen wir die Düsen voll zu hören (spüren). Klasse, man hört danach den Wind nicht mehr. Erst nachdem das Trommelfell ausvibriert hatte, konnten wir wieder normal miteinander reden.

1935 UTC

Skipperin hat noch rechtzeitig die Marina mit Tel erreicht. Bekamen den Liegeplatz G80 zugewiesen. Unser ETA zum Einlaufen war zu dem Zeitpunkt 2000 (2200 OZ). Wir haben zwar mit einlaufendem Wasser gerechnet, aber Woow, da ging’s zeitweise auf einmal mit 9kn über Grund dahin. Haben dadurch auf den letzten 10-15 sm glatt eine Stunde gespart. Der Liegeplatz war rasch gefunden, das Anlegemanöver ist schnell erledigt gewesen, wissen ja mittlerweile schon ungefähr wie es geht. Vor allem die Leinenbelegung an den Fingerstegen ist jetzt schon oft geübt. Nur mehr eine Kleinigkeit essen und ins Bett. Das Büro ist sowieso erst morgen wieder geöffnet. Die Kalkulation wie weit es bis zum Land ist, lässt uns überlegen, ob wir die Räder auspacken sollen. Allein die Steglänge ca. 200m. Also hin und zurück 400. Na ja, man sollte beim Segeln sowieso an Land dann einiges gehen um Bewegung zu machen.

 

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