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Cagliari bis Cartagena

 

29.Tag: Mittwoch 08.04.15

Von Marina DI Sant Elmo bis 38°49,4N 008°19,1E

0700 UTC

Ein wunderschöner Tag beginnt. Die noch tief stehende Sonne blendet beim Steckschott rein. Leichter Wind aus N. Haben die Wecker wieder zum Schweigen gebracht und stehen um einiges später auf als wir eigentlich wollten. Hoffe, der Tankstelle geht jetzt nicht gleich in der Früh der Diesel aus. Machen uns mal fertig zum Ablegen.

1115 UTC

Die Tankstelle hatte endlich Diesel, der Literpreis war gleich um 40cent höher als auf der Straße. Na ja, vielleicht hat er die Reparatur hereinbekommen müssen. 1,8 € ist ein satter Preis. Meine Frau meinte, hoffentlich werden die nächsten Länder nicht noch teurer. Man wird sehen.

Lauft ganz gut zwischen 3 und 5 kn nur mit Genua auf Halbwind, scheinbar. Wenn wir dann höher an den Wind gehen müssen, werden sicher noch ein paar Segel hochgehen. Haben wieder mal die Schleppangel rausgegeben. Kann ja sein, dass ein hungriger Fisch bei uns vorbeikommt. Wird aber erst bei etwas tieferem Wasser was werden.

1420 UTC

Da der Wind gedreht und stark aufgefrischt hat, haben wir uns entschlossen, mal zurückzufahren. Mit dem Kreuzen kommen wir überhaupt nicht weiter. Wind ist ganz anders als Vorhersage. Hätten bis zum Kap für Westkurs bis Mitternacht gebraucht. Werden mal sehen, was wir weiter machen.

1720 UTC

Sind jetzt fast am Umkehrpunkt zurück. Der Wind ist fast total aus, momentan 5kn von achtern. Man sollte manchmal doch nicht zu schnell aufgeben, allerdings ist es auch so, warum soll man bei bis zu 8Bft Wind unbedingt kreuzen, wenn man es nicht notwendig hat. Bei Winden die in keiner Weise angesagt sind, weiß man aber auch nie, was daraus wird. Aber wie heißt es immer beim Segeln, "Jede getroffene Entscheidung ist eine richtige Entscheidung".

1938 UTC

Haben es jetzt doch geschafft, um das Kap herum zu kommen, zwar unter Maschine, aber der Wind ist leider zu schwach und außerdem zur Zeit wieder mal fast genau auf die Nase. Dafür entschädigt ein wunderschöner Sternenhimmel.

2112 UTC

Aus irgendeinem Grund haben Fischer und sonstige Großschiffe hier ihr AIS nicht permanent aufgedreht. Man glaubt sich allein auf dem Wasser und plötzlich gibt es einen CPA-Alarm, weil es wieder mal einer doch der Mühe wert gefunden hat, sein AIS aufzudrehen.

2200 UTC

Ist wieder mal ein richtig kitschiger Mondaufgang, versuche Fotos zu machen, aber leider ist die Dünung etwas stärker und der Mond hinterlässt auf den Fotos immer eine "Lichtspur". Außerdem sollte ich das Lf. von I.Del Toro eigentlich schon sehen, aber ich kann lediglich die Insel gegen den Horizont erkennen.

 

30.Tag: Donnerstag 09.04.15

Von 38°49,4N 008°19,1E bis 38°43,4N 005°41,0E

0400 UTC

Im Osten zeigt sich schon zart und dunkel ein Morgenrot, der Halbmond überstrahlt die Sterne. Die Nachtwache geht zu Ende und die Morgenwache beginnt. Bb querab ein Schiff, kein AIS eingeschaltet. Ist ja auch weit und breit nichts zu sehen. Wir müssen momentan 0,5-1,0kn Gegenstrom haben. Einer der Vorteile der GPS Navi, man braucht nicht wirklich Stromdreiecke zeichnen.

0505 UTC

Glutrot hat sich die Sonne über den Horizont gekämpft. Ein wunderbarer Anblick, das ganze noch dazu recht achteraus. Das ist schon eher kitschig, nicht nur schön. Beim Steckschott hab ich jetzt wieder stehen: 'Vorsicht, tief stehende Sonne'.

1000 UTC

Der Wind kommt fast von achtern, 5-8kn. Zum Motoren zuviel, zum Segeln zu wenig. Na vielleicht haben die Fische Erbarmen, beim Motoren ist die Schlepprute draußen.

1145 UTC

Probierten die Genua, haben sogar Kursänderung nach Bb um 20° gemacht aber die Dünung ist zu hoch für den wenigen Wind. Segel schlägt nur herum und bringt nur 2-2,5kn durchs Wasser. Max. 2 über Grund. Gennaker? Na ja, wir ließen es, gaben auf die Rute einen anderen Köder und motorten weiter. Vielleicht verstärkt sich ja der Wind.

1500 UTC

Ein weiterer Versuch mit der Genua zu fahren ist kläglich gescheitert. Es ist halt leider so, dass 4-6kn wahrer Wind von achtern nicht wirklich was bringen, selbst wenn er leicht von Bb achtern kommt. Vor allem ist leider die Dünung zu hoch. Die Schiffsbewegungen sind zu stark. Damit fällt das Segel mit Gegenbauch immer wieder ein. Da bringt auch der Gennaker nichts. Es sind ja für etwas weiter westlich 20kn Wind von ESE angesagt. Werden halt mit der Eisernen dem Wind nachfahren.

2000 UTC

Es ist nicht lustig, bei diesem unsteten Wind zu segeln. Kaum glaubt man, jetzt geht es endlich schön dahin, lässt der Wind kurzfristig nach, es kommt natürlich genau dann eine hohe Dünungswelle und es schaukelt wieder wie verrückt, das Segel fällt ein und bläht sich gleich danach wieder mit einem Ruck auf, so das das ganze Schiff zittert.

2110 UTC

Werde wohl bald eine Halse fahren, sind schon weit von unserem geplanten Kurs weg.

 

31.Tag: Freitag 10.04.15

Von 38°43,4N 005°41,0E bis 38°36,0N 003°02,2E

0100 UTC

20-25kn wahrer Wind und das raumschot. Das Boot gleitet ruhig durchs Wasser, man glaubt oft, dass man steht, aber ein Blick auf die Logge zeigt, runde 5kn und über Grund noch ein halber kn mehr. Wenn nicht ab und zu so eine hohe Dünungswelle vorbeikommen würde. Die zeigt einem dann immer, wie wackelig es dahingeht. Trotzdem schön, mit kleinem Segel so dahin zu fahren. Wenn man allein bei der Nachtwache ist, den Zweiten sonst bei jeder größeren Aktion an Deck wecken müsste, fährt man lieber die Segelfläche kleiner. Erspart einmal wecken.

0600 UTC

Der Wind legt schon immer öfter 3-4Bft Pausen ein. Eine sehr hohe Dünung, 1,5 Spitzen 2m, dafür aber relativ lang gezogen. Eben eine Welle von langem Anlauf und sehr tiefem Wasser. Haben ja auch 2-3 tausend Meter unter uns. Die Sonne lacht beim Niedergang herein. Ich komme mir vor wie auf der Passatroute, lange Welle, 3-5 Bft., morgens die Sonne achtern, am Abend überm Vorstag untergehen.

0800 UTC

Lauft wunderbar, der Wind lässt allerdings langsam immer mehr nach. Hab mir noch mal die Grib-Daten angesehen, einfach nur, um zu sehen wie genau die sind. Ist ja schon 2 Tage her, dass ich sie herunter geladen habe. Uff, staune aber jetzt echt, haben das Nachlassen des Windes ebenso wie den stärkeren Wind davor voll vorausgesagt. Man kann bei dem Programm koordinatenmäßig auf die Stelle gehen, wo man gerade segelt. Ist echt klass.

0930 UTC

Kalmar auf DeckEin eigenartiges Zusammentreffen mussten wir heute Nacht gehabt haben, wie ich gerade draußen, im Bb Hecksitz sitzend, gesehen hab. Mann, das große weite Meer, Wind, Wellen, ein Schiff und ein Kalmar - zugegeben ein noch kleiner, verspielter. Das Schiff reitet über die Wellen, um von A nach B zu kommen. Bekommt immer wieder eine Welle ab, die aufs Deck schwappt. Waren aber heut Nacht gar nicht so arg viele. Ein Kalmar, jung, reitet auch auf so einer Welle dahin, scheinbar verspielt und nichts ahnend. Da, wie das Auto in der Wüste den einzigen Baum findet, schwappt die Welle auf der er reitet aufs Schiff. Er mit und da liegt er nun im Trocken am Deck, keine zweite Welle, die ihn zurückspülen hätte können. Leider hab ich ihn erst jetzt entdeckt, zu spät, keine Rettung mehr. Ein Seemannsgrab für Wellen-reitende Kalmare ist ihm sicher.

1410 UTC

Wind wird immer weniger, Dünung steht noch ein bisschen. Haben mal angeluvt, um etwas schneller zu werden. Kürzen das Eck bei Ibiza ein wenig ab.

1500 UTC

Der Wind ist fast aus, Segel schlägt in der Dünung. Grib-Daten zeigen windlos die ganze Nacht, werden mal Batterie laden.

2000 UTC

Unser "altes GPS" spinnt momentan etwas. Es zeigt plötzlich um fast 100° falschen Kurs und Fantasiegeschwindigkeiten an. Dann wieder alles O.K. Hat 5 Satelliten im "Blick", also kann es nicht an mangelnden Signalen liegen. Werde es weiter beobachten.

2200 UTC

Wie in den Gribdaten vorhergesagt, kein Wind zum Segeln. Das GPS hat sich auch wieder eingekriegt und zeigt korrekt an (kann die Daten ja mit denen vom AIS vergleichen)

 

32.Tag: Samstag 11.04.15

Von 38°36,0N 003°02,2E bis 38°00,4N 000°24,0E

0405 UTC

Wind ist aufgekommen, mal sehen ob er hält. Ich gönn der Maschine mal eine Pause.

0530 UTC

Der Tag hat heute still und leise begonnen, ohne großer Morgenröte oder so, leider auch mit Bedeckung am Himmel.

Der Wind hat sich gut gefestigt und wir fahren mit leicht achterlichem Wind doch dauern 5-6kn. Mal sehen, wann wir reffen müssen.

1530 UTC

Der Wind von achtern ist sehr unruhig und oft nur auf 1-2, die Dünung ist aber noch weiter so hoch, teilweise eine leichte Kreuzsee. Laden mal unsere vollen Batterien auf, um das Rigg und die Segel zu schonen.

1800 UTC

Der Wind ist auf max. 10kn von achtern, dazu gibt es weiterhin eine leichte Kreuzsee. Um uns herum kommen dunkle Wolken, hoffe wir bleiben von Gewittern direkt verschont.

1910 UTC

Wind hat sich auf 3-4 eingependelt. Ganze Genua gesetzt, jetzt laufen wir wieder mehr über 5kn. Schiff liegt jetzt wieder ruhiger in der Dünung. Hoffe der Wind hält wieder eine Weile. Das Fahren unter Segel ist viel angenehmer.

2000 UTC

Der Wind hat sich verstärkt. Nacht und allein, auf Genua 1 gerefft. Ausreffen ist immer leichter als Einreffen.

2135 UTC

Wind hat noch zugelegt, Sturmfock glaub ich passt jetzt, bin ein bisschen angeluvt, um noch etwas gegen die Abdrift durch die Welle zu haben.

2300 UTC

Scheinbar gibt es wirklich nur zu wenig Wind und zuviel Wind. Das Unangenehme am heutigen Wind ist, dass er sehr unterschiedlich ist. Teilweise nicht böig, sondern echt mal 16kn eine halbe Stunde und mehr, dann wieder 35kn. Man kommt mit dem Ein- und Ausreffen nicht nach. Bleibt man bei wenig Wind auf kleinem Segel, bekommt das Schiff keinen Zug und ist viel zu viel Spielball der Wellen. Na ja, eben doch ein Sport das Segeln.

2330 UTC

Da sich der Wind weiter so stark hält, besprechen wir, wohin wir fahren. Der Wetterbericht hat ja den starken Wind erst für den Seebereich Palos angesagt und wir haben ihn jetzt schon hier, knapp südwestlich der Balearen. Wir haben uns entschlossen, doch eine Pause einzulegen und das Wetter abzuwarten.

Wir fanden auf der Karte Cartagena, welches sich anbietet und wir auch noch am Tag erreichen können.

Mir gefiel auch der Namen, der mich irgendwie an Geschichtliches erinnerte. Aus welchem Grund es mich zumindest an Asterix und Obelix erinnert hat, weiß ich nicht.

Almeria würde noch eine Nacht bedeuten, das wollten wir nicht.

 

33.Tag: Sonntag 12.04.15

Von 38°00,4N 000°24,0E bis Cartagena

0215 UTC

Die länger haltenden Böen haben extrem zugenommen, der Windmesser zeigt des Öfteren 50 - 55kn. Das Schiff reagiert mit leichtem Luven und Lage (eigentlich klar). Also Sturmfock bergen und mal sehen wie es ist, wirklich ablaufen zu müssen. Wir müssen doch abfallen, da der Wind jetzt mehr aus NNE kommt als vorher, dreht ein bisschen. Der Autopilot arbeitet auch hier gut. Das Schiff fährt oft mit 7kn dahin. Eigentlich wie man es immer sagt: 'Die richtigen Segel oben und die richtige Richtung fahren und alles ist in Ordnung'. Allerdings Wind über 45kn macht auf Dauer keinen Spaß. Glatteis und Schneefall beim Autofahren auch nicht, oder? Das einzige 'Problem' ist, dass der Kurs nicht ganz passt für Cartagena. Allerdings wird der Wind schon wieder drehen und oder nachlassen.

0348 UTC

In einem Anflug des Herumprobierens Motor an, um etwas Richtung zu machen, ganz gegen mein Wissen, wie es weiter gehen soll. War aber auch nur ein ganz kurzes Gastspiel. Wir können auch schon wieder fast auf unseren alten Kurs gehen. Eine echte Kreuzsee hat sich aber trotz der Winddrehungen nicht gebildet. Gott sei Dank.

0830 UTC

Wir sind 15sm vor der Küste und sehen von der Küste noch nichts. Der Nordostwind bläst unvermindert bis zu 35kn. Wir hoffen, dass wir in Cartagena einen Liegeplatz bekommen. Ein Yachtclub ist drinnen und eine Marina. In unseren Unterlagen steht, dass es in der Marina für Transityachten nur Bojen gibt. Na wir werden sehen.

0945 UTC

Bei der heutigen Sicht komm ich mir vor wie ein alter Entdecker, der auch immer schon die Küste vor sich vermutete und nicht sah. Jetzt endlich, ca. 9sm davor war es soweit, ist im Dunst herausgekommen.

1058 UTC

Seichteres Wasser und eine ganz leichte Abdeckung ermöglichen es uns, mit Maschine auf Kurs Cartagena zu gehen. Meine Frau versucht, auf dem angegebenen Kanal, jemanden vom Yacht-Club zu erreichen. Auf einmal Daumen hoch hinter dem Steckschott, der Liegeplatz im Yachtclub ist gebongt, kommt es von innen. Na eine Sorge weniger. Wir sollen uns in der Einfahrt noch mal melden und ab dem inneren grünen Feuer 035 fahren. Wir werden dann erwartet.

1430 UTC

Es war so, wie ich es mir gedacht hab. Nach dem Feuer noch mal gemeldet und der Wind zeigt noch mal seine Stärke. Beim Ankommen hat auch schon ein Marinero auf uns gewartet. Es sind Schwimmstege mit "Finger", die somit Boxen für 2 Schiffe bilden. Allerdings sehr massiv mit Piloten drinnen. Ich konnte mir aussuchen wohin ich mich legen will und auch auf welcher Seite ich den "Finger" haben wollte. Danke, doch das eigentliche und größere Problem ist, der Wind ist quer zu den Stegen und das nicht gerade schwach. Ich entschloss mich trotzdem, mit dem Heck hinein zu fahren und mich dann mit der Stb-Seite an den Steg treiben zu lassen. Wir (falsch), meine Frau machte das Schiff klar zum Anlegen. Konnte bei dem Wind diesmal nicht helfen dabei. Der Marinero wartete geduldig. Alles fertig, die Fender angeschlagen, die Leinen liegen bereit. Angefahren gegen den Wind, eingedreht und gut in die Box. Antreiben, na gerade noch, der Wind kommt jetzt voll von hinten. Auch hier wieder, der Marinero hilft beim Anlegen viel mehr als anderswo gerade nur einfach die Muring heben und sofort nach den Papieren fragen. Vor allem macht er es so, wie ich es will. Die Meldeaktivitäten meinte er als wir fertig waren, können wir dann morgen früh machen und er zeigte uns auch noch wo. Das war gut so, denn wir waren nach diesem Sturmritt einfach nur mehr müde.

 

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